2.)
Software-Test: Dreamweaver 4.0
Der
HTML-Editor "Dreamweaver" von Macromedia gilt
in Fachkreisen schon lange als Creme de la Creme. Wer im
Internet mehr auf die Beine stellen will als eine Homepage
über seinen Goldhamster, kommt langfristig an einem
Profi-Editor nicht vorbei. Zwar gibt es im Internet unzählige
HTML-Editoren und bei vielen Browsern wie zum Beispiel Netscape
ist sogar schon einer standardmäßig eingebaut,
darum fragt man sich: Was gibt Macromedia das Recht, rund
900,- DM dafür zu verlangen?
Sicher
- wer mit dem <center>-Befehl, ein paar Schriftfarben,
Bildchen und Links seine Homepage erstellt, dem werden die
Billig-Editoren vollkommen reichen.
Doch erzeugen diese meist mehr Frust statt Lust. HTML-Code
wird eigenmächtig verändert, Positionierungen
verschoben und der Quellcode gleicht einem unaufgeräumten
Trümmerfeld, dessen Datenmüll auch noch die Ladezeiten
verlängert.
Beispiel: <FONT SIZE="2"></FONT><FONT
SIZE="3">Text</FONT>
Es
wird also zunächst die Schriftgröße auf
"2" gesetzt, dann kommt kein Text, die Schriftgröße
wird wieder zurück gesetzt um sie anschließend
auf "3" zu setzen. Völlig überflüssiger
Quatsch, den Dreamweaver dank seiner Optimierungsfunktion
(meist) zuverlässig herausfiltern kann.
Dank
Layers - die jeder Browser ab Version 4.x anzeigen kann
- können Texte und Bilder pixelgenau an jedem beliebigen
Punkt auf der Homepage angezeigt werden und können
sich sogar überschneiden. So können Sie zum Beispiel
per Mouseover-Befehl Text über ein Bild legen, ohne
dafür ein Ladezeit fressendes Bild zusätzlich
aufrufen zu müssen.
Für
einen Komplettbericht über sämtliche Dreamweaver-Funktionen
würden wir mehrere Seiten benötigen und beschränken
uns darum hauptsächlich auf die Neuerungen gegenüber
der Version 3.x
Das
erste Abenteuer begann schon gleich bei der Installation.
Wie bei jeder hochwertigen Software wurde auch hier nach
der Seriennummer gefragt. Da diese bei Version 3.x auf dem
Karton aufgeklebt war, gingen wir davon aus, dass dies auch
diesmal der Fall ist. Doch auf dem Aufkleber standen gleich
drei "Seriennummern" (Dreamweaver / Fireworks
Studio), welche davon ist nun richtig? Lösung: Gar
keine.
Doch moment ... auf der Registrierungskarte sind auch nochmal
3 Nummern eingedruckt - leider war die Gesuchte nicht dabei.
Vielleicht auf den CD's? Auf den 3 Hüllen waren auch
wieder 5 verschiedene Nummern zu finden und BINGO: eine
davon war tatsächlich die gesuchte Seriennummer. Nichts
für ungut, vielleicht macht uns der Bürostress
zu schaffen - doch ein kleiner Hinweis bei der Abfrage hätte
verhindert, dass aus der Installation ein unfreiwilliges
Adventure-Spiel wird.
Doch
soll diese kleine Hürde den guten Gesamteindruck nicht
schaden. Denn nach der Installation eröffnet sich dem
Anwender die gewohnte Dreamweaver-Oberfläche, die um
eine zusätzliche Symbolleiste erweitert wurde. Die
wohl augenfälligste Änderung ist die Möglichkeit,
den Quelltext parallel zum HTML-Editor bearbeiten zu können.
Dazu wird das Fenster ganz einfach geteilt und man kann
jederzeit an der passenden Stelle in den Quelltext eingreifen,
was für manche Tätigkeiten schneller und sauberer
geht als mit jedem HTML-Editor.
In
diesem Zuge hat Macromedia auch gleich eines der größten
Mankos aus der Version 3.x beseitigt. Wenn Sie schon einmal
bei Version 3.x aus dem Editor einen ausgeschriebenen Link
mit dem gleichen Link unterlegen wollten, haben Sie um Zeit
zu sparen ganz sicher den ausgeschriebenen Link markiert
um ihn dann in das Linkfeld wieder einzukopieren. Nur dumm,
dass der komplette HTML-Code (Schriftgröße, Farbe
usw.) auch dort einkopiert wurde. Wer das nicht manuell
wieder gelöscht hat, erstellte somit einen unbrauchbaren
Link. In der Version 4 ist dies nun entgültigt beseitigt.
Jetzt ist aus dem Editor auskopierter Text auch wirklich
nur reiner Text und kein konfuser HTML-Code. Andersrum ist
es nun aber auch nicht mehr möglich, einen Bannercode
(z.B. von einem Bannertauschprogramm) direkt in den Editor
zu kopieren. Hier müssen Sie über den Quick-Tag-Editor
gehen, damit der Code nicht als Text angezeigt wird sondern
wirklich als HTML-Code erkannt wird. Besitzer von Version
3.x wird das zunächst sicher verwirren, doch man gewöhnt
sich schnell an diesen kleinen Schritt. Manche Bugs waren
halt auch als Feature zu gebrauchen :-)
Auch
die Tabellen waren in der Version 3.x nicht gerade die reinste
Freude. Gerade bei ineinander verschachtelten Tabellen stellte
sich oft die Frage, welchen Rahmen man an welcher Ecke anklicken
muss, damit dieser markiert werden kann. Und hat man einen
Rahmen verschoben, wirkte sich dies meist gleich auf die
gesamte Tabelle aus. Hier hat Macromedia nun ein völlig
neues Tabellenlayout entwickelt, mit dem man wesentlich
mehr aus den Tabellen herausholen kann und sie wirklich
so anordnen kann, wie man es sich vorstellt.
Ein
weiterer Punkt der sofort ins Auge fällt, sind 2 zusätzliche
Schaltflächen in der Objekte-Palette. War es in der
Version 3.x bislang nur möglich, externe Flash-Objekte
einzufügen, so gibt es in Version 4 eine große
Auswahl unterschiedlicher Flash-Buttons (natürlich
mit individueller Beschriftung), Pfeile, Schriften usw,
die sich sofort und ohne jegliche Flash-Kentnisse in die
eigenen HTML-Dokumente implementieren lassen. Als registrierter
Anwender kann man auf der Macromedia-Homepage natürlich
noch weitere Flash-Objekte herunterladen.
Sehr
interessant ist auch der neu hinzugefügte JavaScript
Debugger, mit dem Sie direkt aus Dreamweaver heraus Ihre
JavaScript-Dokumente debuggen können. So können
Sie zum Beispiel Haltepunkte festlegen, um den zu überprüfenden
Code zu steuern.
Auch
die Farbpalette erscheint in einer völlig neuen Gestalt
und ist unserer Ansicht nach deutlich übersichtlicher
geworden als dies noch in der Version 3.x der Fall war.
Die im Web verwendeten Farben sind bekanntermaßen
anders als die Farben von Grafikprogrammen. Darum brauchen
Sie mit dem websicheren Farbwähler nur auf die gewünschte
Stelle Ihrer Homepage zu klicken, um die ähnlichste
websichere Farbe zu wählen. Natürlich können
Sie die Farben auch jederzeit direkt aus der Farbpalette
anwählen, das versteht sich wohl von selbst.
Was
Tastatur-Benutzern der Version 3.x aber sicher sauer aufstoßen
wird, sind die teilweise völlig veränderten Tastatur-Kürzel.
Dies war leider notwendig, um alle Macromedia-Web-Publishing-Produkte
auf ein einheitliches Design abzustimmen. Zudem wurde in
der Navigationsleiste "Ändern" in "Modifizieren"
geändert und das Ein- und Ausblenden von Tabellenrahmen
usw. versteckt sich jetzt unter "visuelle Hilfsmittel".
Das macht den Umstieg von einer Version auf die andere leider
nicht gerade angenehmer. Wenn es aber dazu dient, bei allen
Produkten eine einheitliche Oberfläche zu erzeugen,
wollen wir an dieser Stelle mal ein Auge zudrücken.
Leider
ist uns beim Testen auch aufgefallen, dass es ab und zu
zu einem Absturz kommen kann, wenn das "Eigenschaften"-Fenster
verschoben wird. Es ist natürlich möglich, dass
eines der sonstigen installierten Programme dabei Quer schlägt
und dieses Phänomen nur bei uns auftritt. Da wir dies
bei der Version 3.x jedoch nicht beobachten konnten, liegt
die Vermutung an einen Bug nahe. Doch sollte das wirklich
der Fall sein, dann wird es sicher in Kürze ein Update
auf der Homepage geben.
Lohnt
sich nun der Umstieg auf die Version 4? Für Profis,
die stundenlang an Webseiten basteln, ganz sicher. Der private
oder semiprofessionelle Anwender, der eigentlich nur einen
ordentlichen HTML-Editor sucht und mit Flash, JavaScript
und Co. nicht so viel am Hut hat, sollte lieber bei der
Version 3.01 bleiben bzw. zusehen, dass er diese jetzt irgendwo
günstig ergattern kann (z.B. bei eBay).
Wir arbeiten bereits seit Version 3.00 mit Dreamweaver und
konnten dabei bei "normalen" Gebrauch keine gravierenden
Mängel feststellen - außer vielleicht die Sache
mit dem HTML-Code bei auskopiertem Text, aber das ist noch
gut zu verschmerzen wenn man weiß, dass man darauf
achten muss. Denn der Preis - auch für das Update von
3.x auf 4.0 - ist nicht gerade billig.
Allerdings
reizen wir bei uns die Software auch keineswegs voll aus.
Natürlich ist CSS, JavaScript, Flash, Shockwave usw.
auch in der Version 3.x möglich, doch wer regelmäßig
damit zu tun hat (z.B. professionelle Webdesigner), wird
mit Version 4 langfristig sicher mehr Freude haben.